Fiktion der Vernunft: Verdächtige Freude

Deutschsein kann pessimistisch sein heissen, vor allem gegenüber anderen, denn die Anderen sind schuld, wahlweise muss der Staat herhalten. John F. Kennedy hatte einst Angst vor deutscher Freude als er die Massen in Berlin empfang. Womöglich hat er die weltweit gerühmte, verdächtige Freude erwartet.

Ich habe viel Zeit benötigt um zu verstehen warum Neudeutsche des Öfteren “Was guckst du?” sagen. Es ist das oberflächliche, abschätzende, auf Äußerlichkeiten reduzierte gegucke, dass in der deutschen Gesellschaft akzeptiert ist und für Zuwanderer oder Besucher irritierend sein kann.

Wahrscheinlich liegt es am Exportschlager „Schadenfreude“ und dem Einsatz des Löschblatts in der Schule, damit ja keiner abschauen kann. Vielleicht tragen die alten germanischen Stammesstrukturen dazu bei, jeder für sich, lieber bin ich König von Ulm als Prinz aus Hamburg. Das Frühe sich abgrenzen und verteidigen führt dazu das uns vieles verdächtig ist, auch die Freude anderer. Wenn wir in Europa mehr zusammen wachsen wollen ist die verdächtige Freude schwer als exportierbares Kulturgut zu vermitteln.

Ich habe mal gehört, dass Glück nur existiert weil man es anderen wünscht. Sollte das ansatzweise stimmen, existiert in Deutschland womöglich mehr Provinzvernunft als oberflächliche Freude für den Anderen.

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