Im homogenen, weißen Ghetto von München-Schwabing, wo oberflächliche Äußerlichkeiten und spirituelle Armut einen hohen sozialen Stellenwert haben, schafft es ein Zugezogener namens Bastian, die Eltern einer Kita unbewusst den Spiegel vorzuhalten und sich als Finanzvorstand an der Kasse des Kindergartens zu bereichern.
Dieser wunderschön inszenierte Dokumentarfilm „Betrug“ von David Spaeth ist so ambivalent und amüsant zugleich, weil mir der Hochstapler als Zuschauer sympathischer ist, auch wenn sein Akt des Bereicherns aus der Kitakasse straffällig ist.
Eine Schlüsselszene spielt sich bei Bastian Zuhause ab. Unwissend fressen sich die Eltern selber und huldigen gleichzeitig den „Status“ von Bastian. Er lädt die Eltern zu sich ein, dabei wird Champagner und Kaviar mit dem geklauten Geld der Eltern serviert. Ein Elternteil ist so angetan davon und wünscht sich die Zukunft immer so, Bastian lädt mit Champagner und Kaviar ein.
Durch diesen Selbstbetrug und der wunderbaren Ambivalenz des gefressen werdens stellt sich die Frage wer hier eigentlich wen betrügt oder wie einfach und oberflächlich Menschen zu beeindrucken sind? Und warum haben alle Eltern graue Sofas? Was ist mit der fehlenden Reflexion des eigenen, inneren Leidens? Erzeugt diese Leere genug Unzufriedenheit um sich in faulen Konsum zu flüchten? Und ist das oberflächliche Urteilen über andere ein Vertuschen dieses Mankos?