Leider gibts kein Meer, keine Berge und auch keine Arbeit. Egal, du bist verrückt mein Kind, du musst nach Berlin!
Manchmal wünsche ich mir Wowi wäre nie auf die Idee des „arm, aber sexy“ gekommen. Zuviele fanden das sexy genug um nach Berlin zu ziehen. Anscheinend fanden es Menschen aus aller Welt attraktiver als „reich, aber spirituell arm“.
Es gibt zwar immer noch kein Meer und keine Berge, dafür ist Berlin die Wachstumslokomotive Deutschlands geworden mit einer Veränderung von 2015 zu 2016 von 2.7% und einem BIP von 129 Milliarden Euro, quasi der Wirtschaftsleistung von Katar.
Berlin war schon immer ein Ort der Zuflucht. Menschen flüchteten vor feudalen Steuerknechten. Für religiös Verfolgte aus Frankreich enstand eine neue Heimat. Andere suchen ein Neuanfang, wollen das Unmögliche versuchen, sich selber finden ohne konsumierende Pseudodistinktionsvergleichsgifte im Meer der Vielfalt.
Nach der Wende gab es wenig bis gar keine Arbeit. Berliner und Neuberliner starrten auf unfertige Tapeten im Club der Republik, keiner fragte dich was du beruflich machst, alle suchten vergeblich nach Logos auf Hemden. Menschen wollten einfach sein und neue Lebensformen ausprobieren.
Ich glaube Berlin als Ort mit einem einzigartigen sozialem Gefüge, geistigen Haltungen, gefangen zwischen Mainstream-Versionen des Sozialismus und Kapitalismus hat das Scheitern perfektioniert, gelernt aus wenig viel zu erschaffen, loszulassen, die Freiheit zu schätzen.
Es ist gut so, dass der BER noch nicht fertig ist, der Hauptbahnhof ist doch total schick; wenn es zu einfach wird nach Berlin zu kommen sehe ich schon mehr Logos in geistigen Handlungen verbunden mit spirituell armen sowie oberflächlichen Lebensinhalten und höre des Öfteren Teilzeitberliner fragen was ich denn so beruflich mache.
Es gibt Hoffnung, vielleicht kommt The Berg doch noch, die grandiose Idee von Jakob Tigges, dann fehlt nur noch das Meer.