Deutsche sind großartig darin, schwere Maschinen zu exportieren, aber nicht besonders gut darin, weiche Kultur in Form von professionellen, englischsprachigen Nachrichtenmedien zu exportieren.
Es gab einige, zum Teil liebenswerte Versuche von deutschen Medienunternehmen, ein globales Publikum in englischer Sprache zu etablieren und anzuziehen. Bislang kann nur Spiegel International in Sachen Reichweite und Relevanz mit den großen Jungs mithalten. In den frühen 2000er Jahren war Berlin Worldwide am Start, aber Springer zog den Stecker. BILD, Deutschlands größte Boulevardzeitung, versuchte es ebenfalls und zog nach ein paar Jahren auch den Stecker – sie ist in den Archiven zu finden.
Dann gibt es noch The Local, das von Schweden betrieben wird und ausschließlich digitale Nachrichten mit einer soliden Reichweite anbietet. Erst kürzlich hat das Handelsblatt seine englische Ausgabe mit einer Bezahlschranke versehen, hat es aber schon wieder eingestellt. Die Idee an sich ist einzigartig, da es kein nennenswertes Wirtschaftsmedium Made in Germany in Englisch gibt.
Und dann ist da noch das ZEITmagazin „Berlin State of Mind“, das 2013 als reine Kulturlektüre an den Start ging. Witzig, dass ein Hamburger Medienunternehmen Berlin als Tagline braucht. Ich denke, es ist das ambitionierteste Soft-Culture-Zine über und aus Deutschland, das es gibt. Glänzend, aber mit einem soliden redaktionellen Fokus auf Fotografie und Ästhetik. Nicht zu vergessen ist die Deutsche Welle, so etwas wie ein öffentlich-rechtlicher, politischer Arm des deutschen Außenministeriums, wenn auch in 30 Sprachen und nicht ganz werbefrei auf dw.com.
Ich frage mich, ob die deutsche Kultur nicht für eine wirklich globale Medienlektüre geschaffen ist. Wenn man sich den Economist, die BBC oder den Guardian anschaut, die einen Vorsprung in Sachen Sprachkompetenz und auch eine bemerkenswerte Erfahrung im Empire haben, dann sind die Briten eindeutig die wahren Global Player in der Medienbranche.
Meiner Meinung nach sind die US-Publikationen zu amerikazentriert und lassen eine gewisse kulturelle Sensibilität vermissen, die von „Ich bin ein Fünftel Ire“ oder von einer Weltmeisterschaft bei der NBA zu sprechen.
Vielleicht ist eine wirklich europäische, globale Stimme dringend nötig, eine, die Grenzen überschreitet, weil sie weiß, dass unser Planet Erde winzig ist. Und dennoch umarmt sie regionalen Patriotismus mit jahrelanger Erfahrung, gepaart mit Worklife Balance, Vielfalt und natürlich mit Datenschutz, dem besten Fußball und leckersten Oliven der Welt.