Im Flow bleiben

Ich hielt mich an der Bande fest und drehte meine Runden auf der Eisbahn, immer im Kreis, bis mir das Schlittschuhlaufen fast sicherer vorkam als Laufen. In diesem ersten Moment, als ich als fünfjähriger das Eis in der Nähe von Chicago betrat, war ich sofort Feuer und Flamme und wollte unbedingt Schlittschuhlaufen lernen und Eishockey spielen.

Eishockey ist der beste Lehrer in meinem Leben.

Ich habe gelernt Kameradschaft zu schätzen, was es bedeutet ein Teil des Teams zu sein. Ich habe gelernt Niederlagen zu akzeptieren, eine stärkere Leistung der Konkurrenz anzuerkennen und aus der Niederlage zu lernen und zu wachsen. Ich musste auf dem Eis einige Schläge einstecken, verbunden mit Schnittwunden und blauen Flecken, aber ich stand immer wieder gestärkt auf.

Es hat mir auch gezeigt, dass Schnelligkeit elegant sein kann. Ich erinnere mich an einen Eishockeytrainer, der viel über das Lesen und das Reagieren sprach, einen Spielzug im Voraus zu erkennen, zu handeln wenn es darauf ankommt, bereit zu sein wenn der Moment kommt ohne nachzudenken.

Als 14-Jähriger in der High School habe ich zum ersten Mal dieses natürliche Lesen und Reagieren erlebt, es war der stärkste Flow-Moment in meinem Leben. Als Wildcats spielten wir gegen unseren größten Rivalen in der Liga, den Bruins, um die Krone der New York Sound Shore Liga. Das Spiel wurde im lokalen Radio übertragen, unser Schuldirektor war da und 800 Zuschauer auf der Tribüne. Ich habe die Nummer 22 in der ersten Sturmreihe getragen, mit zwei 18-Jährigen zusammen gespielt und beide Tore erzielt. Wir haben 2:1 gewonnen.

Jeder Schritt, jeder Pass, jeder Schuss, jeder Treffer und jeder Wechsel war im Einklang mit meinem Körper und Geist. Der Radiomoderator fragte immer wieder, wer dieser deutsche Junge sei. Ich hatte das Potenzial weiterzukommen in die höheren Ligen, Vollzeitprofi zu werden, aber mein Weg endete dort. Mein Fokus als Teenager lag woanders. Erst im College habe ich wieder angefangen zu spielen.

Mein größter Erfolg mit einer Mannschaft war die NCAA Meisterschaft 1999. Ich hatte ein gutes Jahr. Ich war auf der Titelseite des Sportteils in der Lokalzeitung in Vermont. Das Foto wurde direkt nach meinem Treffer aufgenommen, die Hände in den Himmel gestreckt, und die Schlagzeile lautete: “Der Keks ist im Korb.”

Ich habe zwei Jahre lang als Profi in der Regionalliga für die Beach Boys gespielt. Mein persönliches Highlight war das Spiel vor 4.000 Zuschauern gegen die Berlin Capitals in der mittlerweile nicht mehr existierenden Deutschlandhalle, um den Aufstieg in die Oberliga. Mit den Beach Boys war ich glücklich, für den besten Trainer meiner Karriere gespielt zu haben, der mir die Möglichkeit gab als Profi zu spielen.

Eishockey ohne Verletzungen ist kein Eishockey. Ich habe mir die Bänder gerissen, musste mit etwa zehn Stichen im Gesicht genäht werden und habe teilweise zwei Zähne verloren. Und einen guten Haufen blauer Flecken, die nicht der Rede wert sind. Insgesamt würde ich sagen hatte ich ziemlich viel Glück.

Allerdings ist es an der Zeit meine Schlittschuhe an den Nagel zu hängen, ich spüre es, auch wenn ich in den letzten Jahren noch fit war um in den Halbprofi-Ligen zu spielen. Ich muss das Ligenspiel verlassen. Man sieht mich mit Freunden spielen oder auf den gefrorenen Teichen (wenn sie frieren) dieser Welt Schlittschuh laufen; ich fühle mich auf Schlittschuhen immer noch sicherer als zu Fuß.

Ich werde die Fans und ehemaligen Mannschaftskameraden vermissen, ebenso wie die Leute, die der soziale Klebstoff eines jeden Clubs sind, die die Wasserflaschen auffüllen, zu jedem Training und Spiel erscheinen und zu jeder Eiszeit Kaffee und Essen mitbringen. Und ich muss meiner Mutter für ihre Geduld und Unterstützung danken, die mich als Kind zum Training gefahren hat und weiß wie viel mir Eishockey bedeutet.

In der Zwischenzeit werde ich meine Suche nach Flow-Momenten fortsetzen, um Körper und Geist in Einklang zu bringen damit ich mit gewonnener Geschwindigkeit gestärkt aufstehe.

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