Schalen des Gründergeists

„Der Standort passt zu einem Fintech-Unternehmen: eine Fabrikhalle im rustikalen Kölner Stadtteil Mülheim….Auch wenn die Fabrikhalle und die legere Kleidung der Unternehmensgründer die für die Fintech-Szene typische Aufbruchstimmung vermittelt….wir sind keine ehemaligen Fahrradkuriere mit Kuhfelltaschen.“

Das sind nur ein paar Wörter aus dem Artikel in der FAZ über die digitale Kreditvergabe-Plattform firstwire, in der es fast nur ums Äußerliche geht: Der Bekleidung von sich und anderen, dem Alter, Standort sowie dem Innenraum des Büros – ein oberflächliches Urteilen par excellence.

Es stimmt mich immer wieder traurig wenn Gründer und Redakteure oberflächlichen Merkmalen so viel weiße Fläche schenken. Was verändert firstwire wirklich mit der Plattform? Brauchen wir mehr Schuldenvergabe? Wer sind die Gründer als Menschen? Was ist ihre Finanzierungsstrategie? Haben sie eine Vision oder einen Hund? Wo ist etwas auffällig gekritzeltes an der Wand?

Die Lösungen für den fehlenden Gründergeist in Deutschland liegen meines Erachtens weniger in staatlichen Fördermitteln, Risikokapital, der Vermeidung von Unsicherheitsvermeidungsstrategien oder introvertierten Tüftlern als Vermarktungsgenies.

Es sind die steifen kulturellen Codes der Bürokratie im Kopf: Die Abgrenzung zu Fahhradkurieren, am Alten oder dem Alter festhalten, dem Neuem kritisch gegenüber stehen, dem fehlenden Optimismus, dem Besserwessi und der Glaube, dass ein uniformes Äußeres seriös ist, ein Kapuzenpulli den Träger legerer macht und mittelmäßig kopiert besser als innovativ probiert ist.

Berlin ist anders, das Äußere zählt fast nicht, deine innere Haltung und Träume schon oder du bist gerade auf der Fashion Week.

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