Am spirituellen Horizont geht es weiter

Es fällt mir immer wieder schwer, Momente aus 2020 heraus zu kramen, die bezeichnend waren. Ob singende Menschen auf Balkonien, das Klatschen für die Pflegekräfte an vorderster Front oder einfach nur im Wald zu baden. Quarantäne-Videos aus Italien boten uns eine kleine Erleichterung.

Es waren Momente, die im Nachhinein vielfältiger waren als singuläre Erlebnisse wie 9/11 oder die Finanzkrise in 2008.

Davor waren wir vor allem mit uns selber beschäftigt, den eigenen Wehwehchen, banalen Vergnügungen und äußeren Anhäufungen, was wir unter anderem der Ära Thatcher und Reagan zu verdanken haben, bei denen wir Unabhängigkeit und Gemeinschaft, in den modisch fragwürdigen 80er Jahren, für die totale Kommerzialisierung fast aller Lebensbereiche geopfert haben.

Was hat’s uns gebracht? Ich sehe noch kein Ende der Geschichte. Die ominöse unsichtbare Hand des Marktes ist sehr real und wird aktuell mit Steuergeldern finanziert. Und was ist aus „ein bisschen Frieden“ geworden? Militärausgaben steigen, überall. Leichter zu finden als innovative Kooperation und demokratische Wirtschaft ist massenhaft toxische Konkurrenz.

Es wird wieder in die Hände gespuckt und Geld gedruckt, wo Tinte zu finden ist. Ein Fluss an Geld fließt in hohle Malls, Kapitalismus kann ja ohne Kultur. Die Gemeinschaft verkümmert, der Einzelne bestellt alleine am Bildschirm, it’s screen time baby!

Covid-19 ist ein Brennglas unserer Versäumnisse und Verblendungen, er zwingt uns Menschen als unbelehrbare Narzissten Grenzen auf, sei es auf dem Boden der Judikative oder aufgrund der klaren, unumgänglichen Realität zum Wohle anderer.

Es waren junge Menschen, die begeistert in die außerparlamentarische Politik zogen, jeden Freitag kümmerten sie sich um unseren Planeten, damit er nicht noch mehr voll gemüllt wird, sich weiter erhitzt und erstickt. Sie zeichneten den Horizont, dort wo es weiter geht, sie engagierten sich für etwas Größeres als sie selbst, okay Boomer.

Mir haben die Freitags-Demos Hoffnung gespendet, um andere dringende Themen in den Fokus zu rücken: Ungleichheit zu bekämpfen, Pressefreiheit zurück zu holen, männliche Autokraten aus dem „Land der ungebremsten Ausbeuter“ und den „Meister des unfreien Internets“ abzulösen und neue, zukunftsfähige, globale Angebote anzubieten, mit denen wir Unabhängigkeit und Gemeinschaft ins nächste Jahrhundert katapultieren.

Anfangen sollten wir mit der Wahrheit. Sie ist relational und entsteht durch den Dialog in kommunikativen Zusammenhängen. Sie ist wie Fakten, nur krasser. Keiner hat sie alleine gepachtet. Keiner kann sie kontrollieren. Sie will frei sein und weil sie weiblich ist, ist sie die Zukunft.

Ob Neuseeland oder Finnland, beides Länder mit Frauen an der Spitze, beide bieten eine gesündere Balance von Unabhängigkeit und Gemeinschaft. Beide Länder segeln souveräner durch unruhige Gewässer.

„Ich glaube wir befinden uns in einer Art spirituellen Krieg. Es gibt Zeiten, in denen die Menschheit um ihre eigene Existenz ringen muss, aus der Sicht der Seele“

– Billy Corgan via Los Angeles Times

Es glänzt nicht alles was Billy Corgan, Sänger der Smashing Pumpkins, sagt, seine Musik hat aber sicherlich einen Platz auf der Tribüne der Klanggeschichte und er trifft einen Punkt.


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Unsere materielle Welt sinnentleerter Updates hat genug Zeit gehabt, das Leben ist endlich. Wenn wir aus diesem spirituellen Krieg nichts lernen, damit meine ich nicht unser Gedächtnis ins Internet hochzuladen, autonome Autos zu bauen oder schlaue Kühlschränke, bleiben wir in einer Dauerschleife der Erkenntnis hängen, in der wir immer wieder in den Brunnen fallen.

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